Everest for Haiti-Challenge – Vollzugsmeldung und Bericht

Everest for Haiti-Challenge – Vollzugsmeldung und Bericht

Liebe Supporter*innen, liebe Freund*innen und Bekannte

Am Samstag, 5. September 2020 um 15.12 Uhr war es soweit: meine Garmin-Uhr hat die angestrebten 8848 Höhenmeter genau auf dem schliesslich 11x erklommenen Gipfel des Männlichen angezeigt. Ich wurde dort von einem enthusiastischen Empfangskomitee von rund einem Dutzend Freunden und nochmals so vielen Gästen aus der ganzen Welt begrüsst. Knapp 24 Stunden vorher (ganz genau 23:50) bin ich in Grindelwald-Grund (943m) mit dem Mountain-Bike losgefahren und habe mit noch leichten Beinen schon einmal den Gipfel (2343m) bezwungen. Mit der letzten Gondel bin ich dann runtergefahren, um dann die nächsten 3x – jetzt mit dem Rennvelo – in Angriff zu nehmen. Nach anfänglicher Hitze kühlte sich die Luft stark ab und um 1 Uhr, als ich das vierte Mal bei der Bergstation ankam, was es nur noch knapp über null Grad warm. Dank meiner Frau Claudia, die einen Koffer Ersatzkleider auf das Berghaus hochgeschleppt hat, konnte ich mich dort jeweils umziehen und eine Lage warmer Kleider überziehen, bevor ich mich in die Abfahrt stürzte. Das zweimalige Hochfahren in absoluter (drittes Mal) bzw. fast vollständiger (viertes Mal, zwischenzeitlich war der Vollmond zwischen Schreckhorn und Eiger aufgestiegen) war ein fast mystisches Erlebnis, da ich nur gerade einen Lichtkegel vor mir sah, welcher durch die zum Glück sehr leistungsstarke Akku-Lampe erzeugt wurde (mit grossem Dank für das Ausleihen an Christoph Haussener vom Bike-Center in Steffisburg!).

Am Start

Kräftemässig kam ich beim vierten Hochfahren an meine Grenzen und spürte auch schon erste Krampferscheinungen. Dank zum richtigen Zeitpunkt eingenommenen Gels (und natürlich viel Wasser/Iso) gelang es mir jedoch, alle Veloaufstiege ohne Pause durchzuführen (mit jeweils Zeiten von 1:37 bis 1:50 für die rund 14km lange Bergstrecke). Im Berghaus Männlichen konnte ich mich übrigens nicht nur individuell verpflegen, sondern sogar noch ein kleines Nachtessen (Bouillon mit alkoholfreiem Weizenbier) zusammen mit Claudia sowie auch zwei mal eine warme Dusche geniessen (was mich in Ultrasport-Kreisen wohl endgültig den Ruf des «Warmduschers» geben dürfte 😊).

Eigentlich wären nun 3 bis 4 Stunden Schlaf (im Bett!) angesagt gewesen, wobei ich (durch Adrenalin, Koffeinzusatz im Gel oder gar der Vollmond?) so aufgeputscht war, dass ich kaum ein Auge zu tat. Um 5 Uhr bereitete ich mich dann schon auf die letzte Talfahrt per Velo vor (dank Zugang zur Kaffeemaschine des Berghauses wiederum bestens verpflegt), die ich im allerersten Morgenrot über den Bergen in Angriff nahm. Unten angekommen stieg ich in die Laufschuhe und konnte nun endlich auch diese Leidenschaft von mir in Angriff nehmen. Trotz kaum Schlaf und müden Beinen vom ersten Teil der Challenge fühlte sich das Laufen fast wie «neugeboren» an, d.h. ich spürte praktisch keine Verspannungen und konnte sogar weite Teile der Bergstrecke hochrennen. Im Gegensatz zum Vorabend, als die Bauern der verschiedenen Bergschaften im hohen Tempo ihre Heuladungen einbrachten und auch sonst viel Verkehr auf der engen Bergstrasse herrschte, war dies nun ein wirkliches Naturerlebnis mit den immer noch vom Kälteeinbruch der Vorwochen leicht verschneiten Bergriesen, viel Tau im Gras und sogar etwas Eis auf den Pfützen in den unzähligen Mulden der moorigen Berglandschaft am Männlichen.

Aufstieg auf den Männlichen per Bike

Oben angekommen warteten Claudia und ein grosses Frühstücksbuffet auf mich, welches ich natürlich in vollen Zügen genoss, bevor es – zum letzten Mal – mit der Gondel nach unten ging. Erstaunlich, wie heiss es dann gegen 10 Uhr schon wurde. Der letzte Aufstieg zum Berghaus wurde dadurch anstrengender als erwartet und auch meine Konzentration nahm etwas ab, was sich in einem harmlosen Sturz ausdrückte, bei dem ich aber dummerweise auf meinen eigenen Laufstock fiel, der dabei zerbrach. Glücklicherweise wartete Claudia (mit drei Freundinnen) bei der Mittelstation und gab mir einen ihrer Laufstöcke, da zu diesem Zeitpunkt immer noch über 2’000 Höhenmeter vor mir lagen.

Vor dem letzten Gipfelsturm

Eine Stunde später war ich zum sechsten Mal bei der Bergstation, wo ich von Zürcher Freund*innen und langjährigen Vorstandsmitgliedern Cécile und Urs Hanhart unseres Vereins Hope for Haitis Kids (www.kinderhilfe.ch) in Empfang genommen wurde. Von nun an galt es noch die Zusatzrunden auf den Männlichen-Gipfel in Angriff zu nehmen (120 Höhenmeter pro Runde). Statt der geplanten 10 Zusatzrunden wurden es insgesamt 12, da ich meine Garmin-Uhr beim etwas überstürzten Start am Vortag zu spät aktiviert hatte und so rund 200 Höhenmeter «verschenkte». Da ich in der Nacht natürlich keine Zeugen hatte, welche die Vollständigkeit meiner Runden bezeugen konnten, blieb mir also nichts anderes übrig, als diese «Strafrunden» auch noch zu absolvieren. Da meine Beine jedoch glücklicherweise keine Zeichen von Schwäche zeigten, war dies eigentlich auch kein Problem. Einzig die Uhrzeit musste ich im Auge behalten, wobei der Vorsprung auf meine im Detail erarbeitete Marschtabelle aufgrund der Zusatzrunden schnell auf wenige Minuten schmolz.

Wie eingangs erwähnt war es dann um 15.12 Uhr soweit: genau 23:50 Stunden nach meinem Start in Grindelwald war ich auf dem Männlichen-Gipfel und meine Garminuhr zeigte die 8848 Höhenmeter endlich an! Was mich noch mehr freute: Bis heute sind Spendenzusagen von über Fr. 3’000 eingegangen – inklusive mehrerer spontaner Barspenden auf dem Männlichen – welche natürlich allesamt unserer Schule Arc-en-Ciel du Haut-Valais in Haiti zugutekommen. Ein riesiges Merci Beaucoup im Namen der Kinder und Mitarbeitenden unserer Schule, welche nach der coronabedingten dreimonatigen Schliessung nun schon bereits den ganzen Sommer (und der ist in Haiti richtig heiss!) den verpassten Schulstoff nachholen, um dann etwas verspätet Anfang Oktober das neue Schuljahr in Angriff zu nehmen (vgl. die aktuellen Berichte auf www.haitikinderhilfe.ch).

Das Empfangskomitee am Ziel

Wer seine zugesicherte Spende noch nicht einbezahlt hat: Hier der Link zu den Zahlungsangaben auf der Website. Gerne sende ich auf Wunsch auch einen Einzahlungsschein. Das Gleiche gilt für eine Bestätigung der geleisteten Spende (wird von uns für Spenden ab Fr. 100.- zudem automatisch anfangs nächstes Jahres verschickt, falls wir über eine vollständige Postadresse verfügen).

Ich freue mich schon auf weitere Herausforderungen, wobei es nun aber auch gilt, sich gut zu erholen und sich anderem Wichtigen zuzuwenden. Es ist ja eine verrückte und für ganz viele Menschen unglaublich schwere Zeit, in der wir uns gerade befinden. Ich finde es daher umso schöner, dass die an der Challenge beteiligten Personen sich ein Wochenende lang von diesen Problemen, denen wir uns ab morgen wieder mit voller Energie widmen müssen, etwas ablenken und dabei eine gute Tat für einen – das versichere ich Euch – sehr guten Zweck leisten konnten.

Bleibt gesund und bis auf bald!

Freundliche Grüsse

Dr.  Thomas Roth, Koordinator Patenschaften

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